Pascal Mennen: Rede zur Digitalisierung an Schulen (Antrag SPD/GRÜNE)

© Plenar TV

TOP 12 – Antrag (SPD/Grüne) – Digitalisierung an Schulen landesweit gerecht voranbringen

- Es gilt das gesprochene Wort - 

Am Montag wurde - wie in meinem Wahlkreis Lüneburg - auch in vielen weiteren Städten Niedersachsens an den dritten Jahrestag des russischen Angriffskrieges auf die Ukraine gedacht.

Ich erinnere mich an eine Szene einige Monate nach Kriegsbeginn, die mich im Zusammenhang mit unserem Thema beeindruckt hat: In der Lüneburger Jugendherberge waren etwa 20 Kinder eines ukrainischen Waisenheims untergebracht, die vor Putins Bomben fliehen mussten. Es war am Vormittag. Die Schüler*innen im Alter von etwa 8 bis 15 Jahren saßen verteilt im Speisesaal, im Aufenthaltsraum, in den Fluren, auf den Zimmern. Sie hatten iPads in der Hand und nahmen am Unterricht teil.

Ja! Tausende Kinder und Jugendliche aus der Ukraine nehmen nach wie vor am Schulunterricht an unseren Schulen, aber auch online, teil. Verteilt, auf Europa, auf Länder, die ihnen einen sicheren Ort geben. Dann lernen sie häufig in ihren alten Klassen und mit den vertrauten Lehrkräften.

Wie geht das? Mit der ukrainischen Educational Technology, kurz EdTechs, der Onlineschule Optima, den Onlineschulbüchern von Skhola oder den Lernplattformen Numo und EdEra.

EdTechs vereinen technologieorientierte Firmen und Start-ups, die Lösungen, Services und Produkte im Bereich der Lern- und Bildungsanwendungen anbieten.

Und wir? Klar, wir haben als Land, das deutlich früher mit der Digitalisierung begonnen hat, andere Voraussetzungen. Aber auch hier gibt es zahlreiche deutsche Bildungs-Start-ups, die längst Initiativen gestartet haben. Mike Shangkuan, CEO der Onlinesprachschule Lingoda sagt dem Handelsblatt: Bisher wurde das Potenzial nicht ausgeschöpft.

Das, sehr geehrte Abgeordnete, ist der Grund, warum wir beim Thema Digitalisierung an Schulen nicht zaudern dürfen. Wir schaffen mit unserem Antrag wichtige Grundlagen, die seit langem ungeklärt sind und in der Praxis immer weder zu Problemen führen. Das schafft Potenziale.

Der Digitalisierungsprozess muss vor allem konzeptionell weiterentwickelt werden, um die Frage hinreichend zu beantworten, inwieweit und auf welchem Weg digitale Medien die Unterrichtsqualität tatsächlich verbessern können bzw. Gegenstand des Lernens sein sollten. Darauf basierend erfolgt die Einrichtung einer IT-Infrastruktur, denn Digitalisierung in Schulen erschöpft sich nicht darin, Geräte anzuschaffen und regelmäßig zu erneuern. Es bedarf zuerst fachlich geschulten Personals, das die Infrastruktur betreuen, weiterentwickeln und warten kann. Das lehrende und das pädagogische Personal müssen durch medienpädagogische und mediendidaktische Fortbildungen in die Lage versetzt werden, Unterricht und weitere an Schule stattfindende Angebote unter Einbeziehung digitaler Geräte und Medien durchzuführen.

Ich möchte Ihnen die Kernforderungen unseres Antrags vorstellen:

  • Wir wollen Digitalisierung an ALLEN Schulen in Niedersachsen gleichwertig umsetzen.
  • Mit dem DigitalPakt 2.0 wollen wir die schrittweise Bereitstellung von digitalen Endgeräten in Abstimmung mit den Schulen und Schulträgern voranbringen. So wollen wir in dieser Dekade eine nachhaltige Finanzierung der IT-Infrastruktur an niedersächsischen Schulen bereitstellen.
  • Wir wollen endlich eine Klärung herbeiführen, welche Personengruppen an Schulen für Beschaffung, Einrichtung, Bereitstellung und Wartung von technischer Infrastruktur zuständig sind.
  • In diesem Zusammenhang wollen wir den Erlass „Beschäftigung von Schulassistentinnen und Schulassistenten an öffentlichen Schulen“ aktualisieren, denn in der Berufsbeschreibung steht noch, dass sie für die Reparatur von Kassettenrekordern und Overheadprojektoren zuständig sind und das führt immer wieder zu Problemen in den Schulen.
  • Wir wollen zügig prüfen, wie digitaler und hybrider Unterricht datenschutzkonform und technisch so aufgebaut zur Verfügung gestellt werden kann, dass ein kurzfristiger Zugriff bei Schulausfällen möglich ist.
  • Und last but not least möchte ich auf die Veränderungen durch KI an Schule verweisen. Hier fordern wir ein notwendiges Umdenken für Hausaufgaben und Leistungskontrollen sowie Fortbildungsangebote für Lehrkräfte.

Das sind nur einige von unseren insgesamt sechzehn Entschließungspunkten, die eine wichtige Grundlage für eine fortschreitende Digitalisierung schaffen. Schauen Sie sich grne den gesamten Antrag an. Nun kann man, liebe CDU, natürlich sagen: Das reicht alles nicht aus. Das ist wohlfeile Oppositions-Rhetorik. Wir haben angeboten, auch Ihre Forderungen aus Ihrem Antrag in den Antrag zur Prüfung aufzunehmen. Wollten Sie nicht. Geschenkt.

Und soll ich hier auf die mal wieder blank dastehende AfD eingehen? Wir haben in meinem Büro extra für sie das Faxgerät wieder angeschlossen und warten auf ihre Ideen zum Thema Digitalisierung, bisher gar nichts.

Wir haben uns im Ausschuss umfänglich mit beiden vorliegenden Anträgen beschäftigt, hatten drei Ausschusssitzungen lang Unterrichtungen des Kultusministeriums und ich kann sagen, es lohnt sich, die Ausschussprotokolle zu Themen wie KI, der neuen Organisationsplattform NEO und vielen weiteren spannenden Entwicklungen zur Digitalität im Ministerium zu lesen. Sie zeigen, dass man dort viel weiter ist, als man manchmal glaubt.

Wir legen heute einen Grundlagenantrag zur Verbesserung der Digitalisierung an unseren Schulen zur Abstimmung vor. Er greift Themen auf, die schon lange liegen, dieser Antrag ist ein großer Schritt nach vorn, der Voraussetzungen schafft für eine bessere Digitalität und auf den wir natürlich auch aufbauen wollen und werden. Ich bitte deshalb um Zustimmung.

 

Zurück zum Pressearchiv